Wolfgang war ein lieber Freund, der an MS litt und schließlich daran starb.
Ich bin ihm sehr dankbar, denn durch ihn habe ich die Scheu vor
„Behinderten“ verloren und konnte mich in der Folge in mehreren Projekten
mit benachteiligten Personen engagieren (worüber ich auch im Lied
„Melchior“ erzählte).

Wolfgang W.                                Text und Musik: Manfred Porsch

Als ich dich das erste Mal besuchte, weißt du, wie ich da versuchte,
schwankend zwischen Mitleid und Bewunderung da zu steh’n.
Doch als wir dann zwei, drei Lieder sangen, haben wir uns gleich verstanden
und die Scheu vor Unbekanntem wich dem Sich-Versteh’n.
Und ich lernte dich bald schätzen, sah dich, wie du wirklich bist.
Fast schon hatte ich vergessen, was an dir so anders ist:
Dass du mir die Hand zum Gruß nicht reichen und mich nicht zur Tür begleiten
konntest, als es schließlich für mich Zeit war, heimzugeh’n. 

Ich kenn dich nun schon seit Jahren, aber niemals hab ich Klagen
oder etwas, das nach Mitleid heischt, aus deinem Mund gehört.
Im Gegenteil: ich könnte schwören, einem König zuzuhören,
der von seinem Thron (das ist dein Rollstuhl) aus die Welt regiert.
Ein König aller Außenseiter, die die Gesellschaft gern vergisst.
Doch ich weiß, dass du bei Gott noch lange nicht im „Outside“ bist!
Wird vielleicht einmal ein Rollstuhlwagen-Speedwayrennen ausgetragen,
wett’ ich, dass die Formel-1-Trophäe dir gehört!

Meine Hochachtung vor allen, die ein Leben sich gefallen lassen,
welches auf sie scheinbar nicht die kleinste Rücksicht nimmt.
Und den Hut zieh‘ ich vor jenen, die den Mut sich niemals nehmen lassen,
auch wenn ihnen alles nicht so leicht wie uns gelingt.
Die mit Krücken über Berge unsrer Vorurteile geh’n,
die mit blinden Augen hinter unser’m Stolz noch Liebe seh’n,
die, obwohl sie taub sind, hören und – obwohl sie stumm – uns lehren können,
dass man wahre Werte nie von außen her bestimmt.

Wolfgang W. Kompaktversion